Nachdem Staatsministerin Claudia Roth auf der Berlinale Eckpunkte für eine Reform der Filmförderung vorstellte, geht es jetzt um die Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs, der bis Ende des Jahres vorliegen soll. Dafür ist eine gute Faktenbasis unverzichtbar, daher wurden bei einer gemeinsamen Veranstaltung von VAUNET und Bitkom in Berlin am 28. Februar anhand empirischer Daten die Produktionsmärkte in Europa beleuchtet.
Vertreter:innen aus Branche und Politik diskutierten auf dieser Basis darüber, welche Lehren sich aus der Entwicklung der Märkte in Schweden, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien und Frankreich für die anstehende Regulierung des Filmmarktes in Deutschland ziehen lassen.
Nach einer Einführung durch Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsführung des Bitkom, und VAUNET-Geschäftsführerin Daniela Beaujean stellte Helen Keefe, Head of Policy and Regulation Practice der Londoner Strategieberatung Oliver & Ohlbaum, die aktuelle Studie „Market Forces are creating a balanced European AV ecosystem – and it’s booming“ vor.
Keefe bescheinigte den Märkten hohes Potenzial und Resilienz und betonte, dass eine positive Wirkung neuer Regulierungsinitiativen, wie beispielsweise Investitionsverpflichtungen, ungewiss sei. Produktionsmärkte mit einer sehr starken Regulierung wie Frankreich oder Italien schnitten nach ihren Untersuchungen weniger gut ab als weniger regulierte Märkte wie in Großbritannien oder Spanien.
Die anschließende Diskussion wurde von Wolf Osthaus, Director Public Policy bei Netflix, moderiert. Dabei wurde von Branchenseite davor gewarnt, dass eine gesetzliche Verpflichtung zu Investitionen den AV-Standort Deutschland schwächen würde. Zudem seien solche Verpflichtungen verfassungsrechtlich fragwürdig. Stattdessen sollten (steuerliche) Investitionsanreize geschaffen werden.
Aus den Reihen der politischen Vertreter:innen wurde zunächst begrüßt, dass nach langen Diskussionen nun endlich ein Konzept für eine Reform des Filmförderungsgesetzes vorgelegt worden sei. Die in Roths Eckpunkten im Fokus stehenden Anreizmodelle entsprachen bei den anwesenden Politiker:innen deutlich stärker den Präferenzen als Verpflichtungsregelungen, die sich in den Eckpunkten ebenfalls finden. Gleichzeitig wurde der AV-Branche von Seiten der Politik Kompromissbereitschaft empfohlen, da Maximalforderungen nur schwer realisierbar sein würden und die Zeit bei diesem ambitionierten Projekt dränge.
Zur Studie: „Market Forces are creating a balanced European AV ecosystem – and it’s booming“