Medienanstalten: „Umfassendes Verbot für Lebensmittelwerbung gefährdet private Medienvielfalt“

16.06.2023 - Die Medienanstalten kritisieren die umfassenden Verbotspläne für Lebensmittelwerbung des Bundesernährungsministerium als Gefahr für die private Medienvielfalt. Zudem liege die Zuständigkeit für die Regulierung von Werbung im Rundfunk bei den Ländern, die an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung bereits im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag reguliert hätten. Sie appellieren an die Politik, gemeinsam zielgerichtete und ausgewogene Lösungen zu finden.

Pressemitteilung der Medienanstalten im Wortlaut

Die Medienanstalten äußern Kritik an dem Gesetzesentwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für die an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung. Die Bedenken betreffen neben kompetenzrechtlichen Aspekten insbesondere Umfang und Reichweite der vorgesehenen Werbeverbote für Lebensmittel. Der Gesetzesentwurf sieht die Lösung unter anderem in einem umfassenden Verbot von Fernseh- und Radiowerbung für ungesunde Lebensmittel zwischen 6 und 23 Uhr mit potenziell erheblichen negativen Auswirkungen auf die Finanzierung privater Rundfunkanbieter. Gleichzeitig leisten diese einen wichtigen Beitrag zur Medien- und Meinungsvielfalt in Deutschland.

„Der Schutz von Kindern vor übermäßigem Konsum von Lebensmitteln mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt ist unbestritten ein wichtiges Ziel. Gleiches gilt aber auch für die Medien- und Meinungsvielfalt auf Basis des Grundrechts der Rundfunkfreiheit. Die Pläne des BMEL würden zu ganz erheblichen Werbeeinbußen in einem schon jetzt herausfordernden Markt führen und damit eine Gefährdung der Medienvielfalt im Rundfunk befürchten lassen. Ich appelliere daher an die Politik, gemeinsam an zielgerichteten und ausgewogenen Lösungen zu arbeiten,“ sagt Dr. Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten.

Die Zuständigkeit für die medienrechtliche Regulierung von Werbung im Rundfunk obliegt den Ländern. Diese haben das Thema Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel bereits auf Basis der EU-Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste mit der Regelung des § 6 Abs. 7 Jugendmedienschutz-Staatsvertrag aufgegriffen.

Gleichzeitig verlangt das Grundrecht der Rundfunkfreiheit aus Art. 5 GG einen Ordnungsrahmen, der Medien- und Meinungsvielfalt im dualen Rundfunksystem sichert. Potenzielle Eingriffe im Bereich der Refinanzierungsgrundlagen von Medienunternehmen sind daher besonders sorgsam zu prüfen.

Pressemitteilung der Medienanstalten: „Umfassendes Verbot für Lebensmittelwerbung gefährdet private Medienvielfalt“ (16.06.2023)

Artikel teilen

Seite Drucken

Ansprechpartner:in
Hartmut Schultz

Pressesprecher

Tel. 0049 170 4332 832

Lesen Sie jetzt
Politik & Recht
k3d-Position: Zukunft einer starken Kreativwirtschaft in Deutschland
Die Koalition "Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland" (k3d) formuliert in ihrem Positionspapier die Herausforderungen der Branche und Forderungen an die Politik für die Legislaturperiode 2025-2029.
Duales Mediensystem
„Tempo ist nie genug" - Privatsender wollen konsequentere Reform von ARD und ZDF
PRIVATSENDER - Die wirtschaftliche Lage der privaten Rundfunker bleibt kompliziert. Trotzdem blicken sie optimistisch in die Zukunft, sagt ihr Verbandschef Claus Grewenig. Darauf, dass es in zehn Jahren noch das duale System gibt, mag er sich aber nicht festlegen. Von Steffen Grimberg (KNA)
VAU+
Verband
VAUNET-Workshops zu Highlight-Themen der ersten Jahreshälfte 2024
Bei verschiedenen Workshops zu Highlight-Themen wie Deep Fakes, KI-Regulierung, der AVMD-Richtlinie und kartellrechtlichen Entwicklungen auf deutscher und europäischer Ebene lud der VAUNET hochkarätige Speaker:innen zum Austausch mit den Mitgliedern ein.
Mehr Laden
Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner

VAU+

Diese Seite ist exklusiv für
unsere Mitglieder

Bitte loggen Sie sich ein oder erstellen Sie ein Nutzerkonto.