Hochkarätig besetztes VAUNET-KI-Lab zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in den Medien

Wie wird KI in deutschen Medienunternehmen aktuell eingesetzt, wie geht es damit weiter und was sind die organisatorischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen: Darum ging es beim VAUNET-KI-Lab zur “Künstlichen Intelligenz in den Medien” am 30. November im vollbesetzten FluxBau Berlin.

In zehn Jahren könnte es keine technischen Grenzen mehr geben: Künstliche Intelligenz könnte dann beispielsweise in der Lage sein, selbstständig Romane zu schreiben, Websites zu programmieren und Fotos zu erstellen, die sich in keinem Pixel als KI-generiert verraten. Ist das die Zukunft? Nach den Prognosen von Dr. Björn Bringmann, Managing Director & Deloitte AI Institute Lead, in jedem Fall eine denkbare Möglichkeit. Denn die Entwicklung schreitet rasant voran. 2014 wurde die künstliche Generierung erster verschwommener schwarz-weiß Porträts als Meilenstein gefeiert. Keine zehn Jahre später werden ganze Werbespots von KI in Szene gesetzt. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Dr. Bringmann adressierte zur Eröffnung zentrale Fragen, die sich Medienunternehmen derzeit stellen: Wie steht es um strategische Planung, Risikoabschätzung, Rechtsfragen, Ethik, Geschäftsmodelle und Implementierungsmöglichkeiten in Unternehmen?

Wie Medienunternehmen die Potenziale von KI bestmöglich ausschöpfen können, darüber sprachen im ersten Themenblock „KI Use Cases & Best Practices” Vertreter:innen von RTL Deutschland, RTL Radio, FFH Mediengruppe und ProSiebenSat.1.

Clara Böcher, Manager Data Strategy bei RTL Deutschland, verdeutlichte, dass die Medien- und Unterhaltungsbranche in ganz besonderem Maß von KI profitiert, aber auch mit ihren Folgen umzugehen lernen muss. Bei RTL Deutschland wurde dazu ein „KI Circle“ aufgesetzt: Alle Geschäftsbereiche werden zur Sammlung und Bewertung aller KI-Themen ins Boot geholt, um Wertsteigerungspotenziale entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Organisiert wird der Prozess von Fachleuten, die sich zentral bei RTL Data organisieren und auch interne Schulungen bspw. zum Prompting anbieten.

Konkrete Einsatzgebiete von KI stellte Christian Schalt, Chief Digital Officer bei RTL Radio Deutschland vor: Mittels der neuen Technik lassen sich echte Stimmen durch ein synthetisches Double ersetzen und schlechte Audioqualität ordentlich aufbessern. Auch beim Brainstorming von Gewinnspielen und Spots geht KI RTL Radio zur Hand. Damit ist KI enorm effizient bei Routinejobs und Arbeitssoftware. Wichtig sei dabei, das Team für den erfolgreichen Einsatz von KI zu schulen.

Roger Hofmann, Leiter Digital der FFH Mediengruppe, erklärt, dass KI bereits in vielen Bereichen zum Einsatz kommt, beispielsweise bei der Audiotranskription und Aufbereitung für Website-Artikel sowie Social Media und bei Werbetexten. Um die Hemmschwelle bei der Arbeit mit KI zu senken und einen effizienten sowie transparenten Einsatz zu erleichtern, hat die FFH Mediengruppe den internen Blog „RoboRundschau” mit Einsteigertipps aufgesetzt und KI-Leitlinien entwickelt.

Bei ProSiebenSat.1 wird KI als neues Team-Mitglied betrachtet, das mit Effizienz und Kreativität unter anderem in die Bereiche des Storytellings, der Charaktererschaffung, des Office-Management und der Video-Nachbearbeitung einsteigt, so Stefanie Jenzsch, verantwortlich für Data & AI Strategy bei ProSiebenSat.1. Der Sender setzt dabei auf einen „AI-Playground“, der eine gesicherte Umgebung bietet, um KI zu testen. Neben Schulungen und speziellen Ansprechpartner:innen hat das Unternehmen außerdem einen zentralen Ort geschaffen, an dem das Wissen über KI geteilt wird.

Den Deep Dive zu „KI & Regulierung“ startete Axel Voss, Mitglied des Europäischen Parlaments mit einem Update zum AI- Act. Die geplante europäische Verordnung zu KI, die zum Stand des VAUNET-KI-Labs im Trilog verhandelt wurde, wird eine der ersten gesetzlichen Regelungen weltweit sein. Axel Voss, per Video live aus Brüssel dazugeschaltet, legte unter anderem die kritische Perspektive des Europäischen Parlaments zum gemeinsamen Vorstoß Deutschlands, Frankreichs und Italiens dar, Foundation Models nicht zu regulieren. Er erläuterte das bisher angedachte „Zwei-Stufen-Verfahren“, das KI-Basismodelle zu Transparenz verpflichtet und strengere Regeln für größere Anbieter vorsieht.

Marco-Alexander Breit, Leiter der Stabsstelle Künstliche Intelligenz im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, führte in der Diskussion zum Trilog die Gründe für die deutsche Position aus, für Foundation Models lediglich eine verpflichtende Selbstregulierung vorzusehen, und warb für ein innovationsfreundliches Umfeld, das man im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit schaffen müsse.

Im Anschluss erörterte Prof. Dr. Jan Nordemann, Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei NORDEMANN, die praktischen Fragestellungen beim Einsatz von KI aus Sicht des Urheberrechts und setzte damit seine im Frühjahr begonnene Vortragsreihe fort.

Weitere regulatorische Vorgaben beim Einsatz von KI folgen aus dem Datenschutz. Dr. Jens Schefzig , Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Osborne Clarke, führte in mögliche KI-Risikomanagementprozesse ein, die im Dickicht rechtlicher und technischer Komplexität hilfreich sein können. Bei der Einführung von KI in Unternehmen empfahl er, die einzelnen Projekte – wie bspw. das Datenpooling – nach datenschutzrechtlichen Maßstäben zu klassifizieren und auf eine hinreichende Dokumentation zu achten.

Zum Abschluss des VAUNET-KI-Labs wurde die „Integration von KI in Medienunternehmen“ thematisiert. Sebastian Hild, Global Business Manager bei Microsoft, präsentierte neue technische Möglichkeiten, wie beispielsweise die Anwendung „Copilot“, die u. a. Texte auf Anweisungen schreibt, bearbeitet und zusammenfasst oder Protokolle von virtuellen Meetings anlegt. Dr. Björn Bringmann von Deloitte empfahl, darüber hinaus für spezifische Aufgaben zusätzliche KI-Apps und für wirtschaftliche Herausforderungen breit angelegte KI-Lösungen einzusetzen.

Zahlreiche Gäste verfolgten im vollbesetzten Saal des Berliner Fluxbaus den umfassenden Überblick zum Status Quo der KI im Mediensektor, der auch wichtige Handreichungen für die Umsetzung im Unternehmen lieferte. Wir bedanken uns bei unseren Speaker:innen und allen Teilnehmer:innen für den intensiven Austausch!

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