Was sind die zentralen Faktoren für die geplante Reform der Filmförderung in Bayern und Deutschland, um den Produktionsstandort Deutschland wirksam zu stärken? Darüber diskutierten bei der VAUNET Media Lounge auf den Medientagen München die Bayerische Digitalstaatsministerin, Judith Gerlach, Bavaria-Chef und Vorstandsmitglied der Produzentenallianz, Dr. Christian Franckenstein sowie der VAUNET-Vorstandsvorsitzende und Chief Corporate Affairs Officer von RTL Deutschland, Claus Grewenig.
Nach Jahren des Booms befindet sich die Produktionsbranche in einer Phase der Konsolidierung. Gleichzeitig spüren insbesondere die werbefinanzierten, aber auch die abofinanzierten audiovisuellen Inhalteanbieter die negativen Folgen einer sich abschwächenden wirtschaftlichen Konjunktur. In diesem Umfeld hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Eckpunkte für eine Neuordnung der Filmförderung in Deutschland vorgelegt.
Bei der Veranstaltung unter dem Titel „Film- und TV-Standort Bayern & Deutschland: Anreize setzen, Zukunft sichern“ herrschte Konsens, dass die geplante Filmförderreform verlässliche Perspektiven für die Branche schaffen, Innovationen befördern und die Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandortes Deutschland – und Bayern – stärken soll. Keine Einigkeit bestand jedoch über den besten Weg zu diesem Ziel, sprich: ob es ein reines Steueranreizmodell geben sollte oder eine Kombination von Steueranreizen und Investitionsverpflichtungen, gekoppelt an Vorgaben zur Rechteteilung.
Die Bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, sprach sich für steuerliche Anreize aus und forderte, es müsse „ein Gesamtpaket geschnürt und eine Lösung gefunden werden, die uns alle in die Zukunft blicken lässt.” Sie kritisierte die mangelnde Dialogbereitschaft der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth, und mahnte auch Gespräche mit dem Bundesfinanzministerium an: „Es ist wichtig, dass sich all diejenigen zusammensetzen, die für die Filmbranche zuständig sind.“ Schließlich ginge es auch um potenzielle Steuerausfälle und den Umgang mit den Länderförderungen. Mit Blick auf die Inhalteanbieter und den VAUNET als Branchenvertretung forderte sie, dass auch diejenigen stärker als bisher in den Prozess einbezogen werden sollten, die das neue Modell finanzieren sollen.
Auch der Vorsitzende der Geschäftsführung der Bavaria Film und Vorstand der Produzentenallianz, Dr. Christian Franckenstein, sprach sich für den Dialog aus. Dabei sollte die Branche gegenüber der Politik mit einer Stimme sprechen. Im Namen der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen forderte er eine höhere Verlässlichkeit für die Produzenten: „Wir sind keine Branche, die rein marktwirtschaftlich funktioniert, sonst würde es keine Förderung geben. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert, es gilt jetzt, die Förderung dem anzupassen.“
Franckenstein kritisierte die Zurückhaltung Deutschlands bei der Content-Förderung, während alle anderen europäischen Länder ihre Content-Branchen finanziell unterstützten. Dabei zeigte er sich überzeugt, dass der Produktionsmarkt durch eine Investitionsverpflichtung für Inhalteanbieter nicht geschwächt, sondern gestärkt würde, auch wenn man über die konkrete Ausgestaltung noch sprechen könne. Mit Verweis auf Großbritannien sprach er sich zudem für einen Rechterückbehalt bzw. Rechterückfall aus, durch den der Erwerb von Kapital und damit die Finanzierung von Entwicklungen gesichert sei.
VAUNET-Vorstandsvorsitzender, Claus Grewenig, warnte hingegen nachdrücklich davor, den Produktionsmarkt durch erzwungene Abgaben und zusätzliche Belastungen stärken zu wollen: „Investitionsverpflichtungen sind der völlig falsche Ansatz. Sie schaffen keine Anreize, sondern beschränken den Wettbewerb. Damit begeben wir uns auf ein Schlachtfeld.“ Er benutze den Begriff bewusst, „weil man wissen muss, was auf dem Spiel steht.“ Grewenig verwies auf die zu den Medientagen veröffentlichte Werbeumsatzprognose des VAUNET für das laufende Jahr, mit der dieser seine Prognose aus dem Frühjahr nach unten korrigieren musste, für TV-Werbung werde demnach ein Werbeumsatzrückgang von 6 Prozent erwartet.
Darüber hinaus, so Grewenig, seien die Höhe der Investitionsverpflichtungen und die verschiedenen Subquoten in Verbindung mit einer Rechtebeteiligung „kein Modell, um Investitionen nach Deutschland zu bringen oder den Standort Deutschland attraktiv zu gestalten.“ Man müsse aufpassen, „dass man nichts überdreht.“ Sonst würde am Ende nichts produziert. Aus diesem Grund plädiere der VAUNET dafür, gemeinsam mit Bund und Ländern ein Steueranreizmodell zu schaffen: „Man muss sich jetzt auf Instrumente fokussieren, die den Markt nach vorne bringen. Warum versuchen wir es nicht einmal mit einem Steueranreizmodell und prüfen, wie es funktioniert?“ Eine weitere Belastung sei für die Branche nicht tragbar. „Wenn wir keine Regelung finden, die Bund und Länder gemeinsam tragen, fahren wir die Branche der privaten Medien gegen die Wand.“