24. Oktober 2024 - Der deutsche Streaming-Markt boomt – und bleibt umkämpft: Mehr Bezahl-Abos und mehr Watchtime treffen auf höhere Wechselbereitschaft, Werbeakzeptanz und Veränderungen der Medieninfrastruktur. Über ihre Strategien für weiteres Wachstum und Nutzerbindung sprachen Caterina Preti (Sky Deutschland), Nicole Agudo Berbel (Joyn), Henning Nieslony (RTL+) und Matthias Heinze (Warner Bros. Discovery) auf dem VAUNET-Panel zur Zukunft des Streaming-Marktes bei den Medientagen in München.
Die in Deutschland etablierten Player auf dem Panel – Joyn von ProSiebenSat.1, Sky, RTL+ und Warner Bros. Discovery – verfolgen unterschiedliche Strategien, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein.
„Joyn ist ein Aggregator, das unterscheidet uns von anderen Angeboten“, betonte Nicole Agudo Berbel von ProSiebenSat.1. Auf Joyn finden die Nutzer:innen kostenlos ein umfangreiches Programm-Angebot. Und wer 6,99 Euro im Monat für Joyn+ zahlt, kann sich Originals, Previews und Highlights ansehen. Grundsätzlich bietet Joyn sowohl eigenen Content als auch den von Partnern, derzeit im Verhältnis 60:40.
Bei RTL+ will Henning Nieslony, Chief Streaming Officer von RTL Deutschland, unterschiedliche Nutzer:innen erreichen, jeweils angepasst an ihre Zahlungsbereitschaft. Wer einfach Inhalte konsumieren möchte, muss abgeholt werden, während „Superfans bereit sind, mehr für Inhalte zu bezahlen. Diese Ansätze müssen austariert werden.“ Was RTL+ besonders mache: „Wir können verschiedene Mediengattungen ergänzend hinzuholen.“
Sky setzt auf zwei IP-basierte Modelle: Sky Stream und WOW. Während Sky Stream „ein intelligentes Aggregationsmodell für ein einfaches TV-Erlebnis“ ist, ist WOW eine Streaming-App, die „perfekt zu Kunden passt, die bestimmte Inhalte mit einem flexiblen Abo sehen möchten“, erläuterte Caterina Preti von Sky Deutschland.
Mit Max von Warner Bros. Discovery kommt 2026 ein weiterer Streaming-Anbieter auf den deutschen Markt. „Streaming ist Wachstum“ brachte es Warner Bros. Discovery-Manager Matthias Heinze auf den Punkt. Der Vorteil eines späten Markteintritts sei, dass man wisse, welche Inhalte und welche Geschäftsmodelle funktionieren. Als Einstiegsmodell seien werbefinanzierte Abo-Modelle (AVoD) denkbar.
„Der Wettbewerb wird intensiver und härter“, wie Moderator Thomas Lückerath, Gründer und Chefredakteur von DWDL.de, konstatierte. Damit ist profitables Wachstum und nicht mehr Wachstum um jeden Preis, das Gebot der Stunde, wie alle Teilnehmenden bestätigten. „Und Geld kann nur erwirtschaften, wer Reichweite erzielt“, sagte Matthias Heinze von Warner Bros. Discovery. Zudem wies RTL-Manager Henning Nieslony auch kritisch auf die bestehende „regulatorische Verzerrung im Markt, was die globalen Player anbelangt“, hin und ergänzte: „Das ist nicht fair.“
Kommen denn die Subskriptionsmodelle der früheren Jahre zurück? „Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Die Möglichkeit, sich nur kurzfristig zu binden, bleibt bestehen,“ sagte Sky-SVP Caterina Preti. Was die Streaming-Modelle via App anbelangt, stimmten die Teilnehmenden zu. Differenzierter ist das Bild bei Verträgen für Triple Play, sagte Joyn-Geschäftsführerin Nicole Agudo Berbel. Hier gäbe es hohe Akzeptanz für länger laufende Modelle.
Auf die Abschlussfrage von Thomas Lückerath „Was beschäftigt Eure Häuser 2025 am meisten: Content, Technik oder Pricing?“ antworteten die Streaming-Chefs einheitlich: In der strategischen Planung spielen alle Bereiche eine große Rolle, eine besondere Bedeutung kommt aber den Partnerschaften zu – unabhängig ob Content- oder Distribution.
Das VAUNET-Panel „Next Gen Streaming“ geht auf eine Initiative der Streaming/SVOD-Anbieter im VAUNET zurück, die mit dem VAUNET Arbeitskreis Streaming/VoD eine eigene Branchenplattform für dieses Segment ins Leben gerufen haben.