Sonja Schwetje, Geschäftsführerin des VAUNET-Mitglieds RTL Nord, spricht im Interview über die Zukunft regionaler Berichterstattung, die Herausforderungen und Potenziale digitaler Plattformen und die Bedeutung von Ausbildung für die Zukunftsfähigkeit regionaler Angebote.
RTL Nord gestaltet das Regionalprogramm für Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen, das montags bis freitags ab 18 Uhr auf RTL läuft. Zudem werden Inhalte für rtlnord.de und Social Media produziert.
Thematisch ist RTL Nord mit Berichterstattung aus Politik und Wirtschaft, Sport, Kultur und Unterhaltung breit aufgestellt. Es finden aktuelle Nachrichten, serviceorientierte Berichte und Boulevardgeschichten statt – immer mit regionalem Blick auf die Dinge und die Geschichten der Menschen aus Norddeutschland.
Sonja Schwetje ist seit Februar Geschäftsführerin der RTL Nord GmbH. Die gelernte Betriebswirtin und Journalistin war zuvor unter anderem Chefredakteurin von ntv und Redaktionsleiterin sowie Chefin vom Dienst bei RTL West und moderierte dort auch die Sendung „Guten Abend RTL“. Bis vor kurzem war sie zudem mehrere Jahre stellvertretende Vorsitzende des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia im VAUNET.
Wir freuen uns, RTL Nord als Mitglied im VAUNET dabei zu haben! Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für diese Kurzvorstellung nehmen.
Sie sind seit Februar Geschäftsführerin von RTL Nord. Was reizt Sie an dieser Aufgabe besonders?
Unsere Teams sind in den jeweiligen Regionen stark verhaftet, sie leben hier, sind nah an den Menschen und den Themen, die sie bewegen. Die Vielfalt, die sich daraus ergibt, ist sehr spannend, genau wie unsere Möglichkeiten, unsere Inhalte linear und digital auf unterschiedlichen Plattformen anzubieten. Für mich persönlich ist es eine besondere Ehre, in dieser Position zu dem Unternehmen, bei dem ich meine journalistische Laufbahn begonnen habe, zurückzukehren.
„Nah bei den Menschen sein“ gilt als Stärke der regionalen Berichterstattung. Stimmt das – oder was ist das Erfolgsrezept von RTL Nord? Die spezifische Themenauswahl oder besondere Formate, wie das Wahl-Triell mit den Spitzenkandidaten zur Hamburger Bürgerschaftswahl?
Wir produzieren neben den werktäglichen Regionalprogrammen für Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen auch Inhalte für die nationalen News- und Magazinsendungen sowie für die digitalen Angebote von RTL/ntv. Das Hamburger Wahl-Triell ist ein gutes Beispiel dafür, weil es auf allen Ebenen sehr erfolgreich lief.
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass wir großen Wert auf Ausbildung legen. Durch unsere Auszubildenden und Volontäre lernen wir viel über die veränderte Mediennutzung und welche Themen relevant für junge Zielgruppen sind. Das Zusammenspiel zwischen erfahrenen Kollegen und Berufseinsteigern prägt unsere Kultur und die Offenheit für Weiterentwicklung und Veränderungen.
Früher gab es RTL Nord nur im TV, nun schon längst auch auf digitalen Plattformen. Wo sehen Sie das regionale Fernsehen, und RTL Nord, in 5 Jahren?
Die linearen Regionalsendungen sind und bleiben das Herzstück unserer Arbeit. Gleichzeitig möchten wir auch in Zukunft eine relevante Reichweite erhalten. Uns allen ist klar, dass dies nur möglich sein wird, wenn wir unsere Inhalte auch digital zugänglich machen. Die Frage ist, auf welchen Plattformen das für uns sinnvoll ist. Bei dieser Abwägung spielen die Themen Auffindbarkeit und Refinanzierung unserer journalistischen Inhalte eine wesentliche Rolle. Diese sind beispielsweise auf den großen Social Media Plattformen nicht sichergestellt, da hier die Unternehmen selber über ihre Algorithmen eine Gatekeeping-Funktion haben, die sich ausschließlich an ihren eigenen Unternehmenszielen orientiert.
Eine persönliche Frage zum Schluss: Gibt es einen norddeutschen Spruch, den Sie besonders mögen und der eventuell auch ein wenig Ihr Selbstverständnis als RTL-Nord-Chefin widerspiegelt?
Es ist meines Wissens kein norddeutscher Spruch, aber mir gefällt die Aussage: „Irgendwas ist immer“, weil darin eine gewisse Resilienz liegt. Egal, wie die Situation ist, man sollte sich nicht davon abbringen lassen, den eigenen Handlungsspielraum zu erkennen und Dinge anzugehen.
