Google AI Overview ist eine neue Funktion der Google-Suche, die KI-generierte Zusammenfassungen direkt oberhalb der regulären Suchergebnissen bereitstellt.
Unser neues Format „Short, Not Shallow“ erklärt wichtige Branchenthemen verständlich und knapp – für einen klaren Überblick in nur 2 Minuten Lesezeit.
Damit erhalten Nutzer:innen unmittelbar Antworten in Form kurzer Texte, ohne dass ein Klick auf externe Webseiten nötig ist. Mit der Funktion steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer weniger auf Originalinhalte zugreifen – mit Folgen für Reichweite, Refinanzierung und Sichtbarkeit journalistischer und kreativer Angebote.
Wie funktioniert Google AI Overview?
Maschinelle Lernalgorithmen analysieren und extrahieren Inhalte externer Webseiten und fassen mithilfe von Natural Language Processing Informationen aus verschiedenen Quellen zu Antwortbausteine zusammen. Diese ausführlichen Texte erscheinen prominent oberhalb der ersten Suchergebnisse. Nutzer können auch Folgefragen stellen, was eine dialogartige Suchführung schafft.
Google nähert sich damit der Funktionsweise einer KI-Antwortmaschine wie ChatGPT an und übernimmt die Rolle eines aktiven Informationsanbieters. Die Funktion verschiebt das Prinzip der Suchmaschine: Statt nur Inhalte zu vermitteln, liefert Google mithilfe externer Inhalte eigene Antworten – und konkurriert direkt mit anderen Informationsanbietern.
Warum führt Google diese Funktion ein?
Google präsentiert AI Overviews als Service für Nutzer: schnellere Antworten, weniger Klicks, höhere Relevanz. Dahinter stehen klare wirtschaftliche und strategische Interessen:
Seit der Einführung KI-gestützter Suchangebote wie ChatGPT oder Perplexity verlagern sich Recherche- und Suchverhalten zunehmend von der klassischen Websuche hin zu dialogbasierten KI-Systemen. Google hat spürbar Marktanteile verloren. Mit eigenen KI-Diensten steuert der Konzern dagegen, um seine Position im Suchmarkt zu behaupten. Die AI Overviews halten Nutzer länger auf der Suchmaschine, und mit der Nutzerbindung steigt das Potenzial für zielgerichtete Werbung bei Google selbst. Der Konzern reduziert so seine Abhängigkeit von externen Inhalten und kontrolliert noch stärker, welche Inhalte sichtbar sind.
Welche Folgen für private Medienanbieter könnte das haben?
Rückgang von Reichweite und Werbeerlösen: Sinkende Klickraten auf Originalquellen bedeuten weniger Nutzung, weniger Werbeeinnahmen und weniger Refinanzierungsspielraum für private Medieninhalte.
Noch größere Abhängigkeit bei Auffindbarkeit: Google legt selbst fest, welche Inhalte als „verlässliche Quellen“ in den AI Overviews erscheinen – auf Basis nicht transparenter Kriterien. Originalquellen sind oft nicht direkt erkennbar, und nur 1,7 % der verlinkten Inhalte stammen von etablierten Top-Websites. Der erste organische Suchtreffer rutscht deutlich nach unten. So verschlechtert sich die Auffindbarkeit – und Google hat noch mehr Kontrolle darüber, welche Quellen sichtbar bleiben. Vielfalt und Wettbewerb geraten unter Druck.
Kommerzialisierung der Sichtbarkeit: Wenn Google die Platzierung in den Overviews monetarisieren sollte, hieße das: Wer (prominent) sichtbar sein will, muss zahlen – die anderen geraten ins Abseits. Statt Relevanz entscheidet das gezahlte Geld, welche Informationen die Menschen zu sehen bekommen – mit negativen Folgen für Medienvielfalt und redaktionelle Unabhängigkeit.
Fazit: Google AI Overview hat das Potenzial, die Spielregeln im digitalen Ökosystem zu ändern. Auf der einen Seite erhalten Nutzer schnellere Antworten, deren Inhalte auf der anderen Seite jedoch künftig maßgeblich von Google-Anzeigenkunden beeinflusst werden könnten. Medienanbieter geraten unter Druck – ökonomisch und strukturell. Die Herausforderung ist, den Rahmen so zu setzen, dass Vielfalt, Qualität und fairer Wettbewerb im digitalen Raum gewahrt bleiben.