Wer informiert sich heute noch klassisch – und wer scrollt lieber durch den Newsfeed? Der aktuelle Digital News Report des Reuters Institute zeigt, über welche Wege Menschen Nachrichten konsumieren – von linearem Fernsehen (immer noch auf Platz 1) über Social Media und Influencer bis zu KI. Wir werfen einen Blick auf die Ergebnisse für Deutschland.
Fernsehen bleibt wichtigste Nachrichtenquelle – traditionelle Newsquellen auch auf Social Media vorne
Für 43 Prozent ist das Fernsehen die wichtigste Quelle für Nachrichten – dicht gefolgt vom Internet (42 %). Und auch auf Social Media werden vor allem News von traditionellen Nachrichtenmedien und Journalist:innen genutzt, bei älteren wie jüngeren Nutzenden.
KI-generierte News stoßen auf Skepsis
Über die Hälfte der Befragten (54 %) fühlen sich unwohl bei ausschließlich KI-erstellten Nachrichten. Wird KI nur unterstützend eingesetzt, steigt die Akzeptanz (34 %). Ein Drittel bewertet personalisierte Nachrichtenangebote positiv, das generelle Interesse an KI-gestützten, individuell zugeschnittenen News bleibt aber gering. Junge Erwachsene (18-24-Jahre) zeigen mehr Offenheit für zusammenfassende (27 %), übersetzende (24 %) oder vereinfachende (24 %) KI-Angebote.
Lokale Inhalte geschätzt – besonders über TV und Hörfunk
Auch lokale Nachrichten sind für viele unverzichtbar: 84 Prozent der Befragten in Deutschland interessieren sich zumindest „etwas“ für Informationen aus ihrer Region. Lineare Medien wie Radio und Fernsehen oder Lokalzeitungen gelten dabei oft als glaubwürdigste und zuverlässigste Quelle.
Klassische Medien weiterhin relevant
Insgesamt 61 Prozent der Befragten sehen sich mindestens einmal pro Woche eine Nachrichtensendung im linearen Fernsehen an. Darüber hinaus hören 34 Prozent der Befragten regelmäßig Nachrichtensendungen im klassischen Radio.
Vertrauen in Nachrichten stabil, Plattformen kritisch gesehen
45 Prozent der Befragten vertrauen den meisten Nachrichten, die sie konsumieren. Plattformen wie TikTok, X und Facebook gelten der Mehrheit der Befragten nach als besonders anfällig für Desinformation, wobei TikTok als besonders gefährlich eingeschätzt wird.
Nachrichteninteresse bleibt insgesamt hoch – doch viele meiden bestimmte Inhalte
Insgesamt zeigt die Mehrheit der Menschen in Deutschland zwischen 18 und 55+ Jahren starkes Interesse an Nachrichten: 55 Prozent bezeichnen sich als überaus oder sehr interessiert, 91 Prozent konsumieren mehrmals pro Woche Nachrichten. Gleichzeitig vermeiden 71 Prozent gelegentlich Nachrichten – v. a. wegen negativer Stimmung oder Informationsüberbelastung. Besonders junge Erwachsene (18- bis 24-Jahre) empfinden Inhalte häufiger als wenig relevant (19 %).
Zahlungsbereitschaft bleibt gering
Nur 13 Prozent der Befragten in Deutschland zahlen für Online-Nachrichten. Die Mehrheit der Nicht-Zahler:innen lässt sich auch durch flexible Modelle nicht motivieren. In anderen Märkten liegt die Zahlungsquote teils doppelt so hoch.
Digitaler Konsum steigt – bei Jüngeren vor allem über soziale Medien
Etwa zwei Drittel (66 %) der Befragten informieren sich mindestens einmal pro Woche online über aktuelle Nachrichten. Für ein Drittel der jungen Erwachsenen sind soziale Medien die Hauptquelle, rund jede:r Sechste (17 %) nutzt ausschließlich Plattformen wie YouTube, TikTok oder Instagram für Nachrichten. Dabei folgen junge Nutzer:innen vermehrt Einzelpersonen mit Nachrichtenfokus (Newsfluencer).
Plattformen und KI verändern den Weg zur Nachricht
Die meisten Nutzer:innen in Deutschland rufen Nachrichten direkt über Websites oder Apps auf (35 %) oder suchen gezielt nach bestimmten Quellen (24 %). Während soziale Medien und Suchmaschinen eine wichtige Rolle beim Auffinden von Nachrichten spielen (24 %), sind generative KI-Chatbots noch wenig verbreitet. Nur vier Prozent verwenden solche Tools regelmäßig, bei den unter 35-Jährigen sind es immerhin bis zu zehn Prozent.
Über die Studie
Bei der dreizehnten Auflage der Studie wurden die Antworten von fast 100.000 Menschen aus 48 Ländern auf sechs Kontinenten ausgewertet. In Deutschland wurden Nutzer:innen zwischen 18 und 55- Jahren befragt.