Aktuelle Studien: Big-Tech-Plattformen fördern extreme Positionen und beeinflussen so den politischen Diskurs

Aktuelle Studien zeigen, dass die Algorithmen großer Big-Tech-Plattformen wie X oder TikTok bestimmte politische Positionen bevorzugen und gerade jüngere Nutzer:innen Falschinformationen nur schwer als solche erkennen. Davon profitieren vor allem populistische Parteien.

Digitale Plattformen spielen mittlerweile eine zentrale Rolle in der politischen Meinungsbildung und fungieren dabei auch als Gatekeeper für Informationen aus journalistischen Medien. Doch welche Inhalte Nutzer:innen tatsächlich sehen, wird maßgeblich von Algorithmen gesteuert. Eine Reihe aktueller Untersuchungen zeigt, dass diese insbesondere populistische und stark kontroverse Beiträge bevorzugen. Fake-Konten, hinter denen vermeintlich politische Akteur:innen agieren, verstärken diesen Effekt zusätzlich – vor allem im Umfeld von Wahlen.

Besonders deutlich wird dies auf Plattformen wie TikTok und X (ehemals Twitter). Studien belegen, dass rechtspopulistische Inhalte überproportional häufig ausgespielt werden und Parteien wie die AfD davon besonders profitieren. Während der Bundestagswahl machten solche Beiträge auf TikTok fast 80 Prozent der algorithmisch empfohlenen Inhalte politischer Parteien aus.

Eine aktuelle Untersuchung der in Berlin ansässigen Nichtregierungsorganisation Democracy Reporting International (DRI) hat zudem ergeben, dass auf TikTok zahlreiche Nutzerkonten existieren, die sich fälschlich als deutsche Parteien und Politiker:innen ausgeben, insbesondere im Vorfeld von Wahlen. Diese Konten verbreiten unter falschen Namen Desinformation und beeinflussen das Vertrauen in demokratische Prozesse. Laut der Analyse profitieren davon in Deutschland insbesondere die AfD und ihre Narrative.

Auch der X-Algorithmus zeigt bestimmte Inhalte bevorzugt, wie eine Untersuchung von „Frontal“ und einem Dubliner Forschungsteam ermittelt hat. Im Vergleich mit ihrem tatsächlichen Anteil an geposteten Inhalten erscheinen AfD-Posts im „For You“-Feed doppelt so oft. Der Algorithmus priorisiert insbesondere Beiträge mit hoher Interaktionsrate und aufmerksamkeitsstarken Inhalten, zudem ist die Parteizugehörigkeit ein entscheidender Faktor für die Sichtbarkeit von Beiträgen.

Diese Ergebnisse bestätigt auch eine Untersuchung der internationalen Nichtregierungsorganisation Global Witness: Im Umfeld der Bundestagswahl 2025 wurden auf X und TikTok verstärkt rechtspopulistische Inhalte ausgespielt. Auf TikTok waren 78 Prozent der vom Algorithmus empfohlenen Inhalte rechtspopulistisch, bei X waren es 64 Prozent. Ähnliche Muster zeigt die Forschung auch in den USA, Irland und Rumänien.

Gleichzeitig fällt es vielen Menschen schwer, Desinformation als solche zu erkennen. Häufig werden Falschinformationen daher als Fakten wahrgenommen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung. Demnach sind Desinformation und Verschwörungsnarrative in Deutschland weit verbreitet, insbesondere unter jungen Menschen und TikTok-Nutzer:innen. Obwohl dabei eine knappe Mehrheit Falschinformationen als „großes Problem“ betrachtet, empfinden viele es als schwierig, diese zu identifizieren. So gaben nur 44 Prozent der Befragten an, Falschmeldungen leicht erkennen zu können.

Die Studien belegen, dass die Algorithmen der Big-Tech-Plattformen und die dort teils massenhaft betriebenen Fake-Konten die Verbreitung von populistischen und extremen Positionen sowie Desinformation befördern. Dadurch sorgen sie für eine unausgewogene öffentliche Wahrnehmung politischer Positionen und beeinflussen nachweislich den demokratischen Diskurs. Insbesondere im Umfeld von Wahlentscheidungen stellt das eine Gefahr für die Meinungsbildung dar.

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